Aus dem Leben eines Tragepapas

9. April 2018 · KOKADI DE · 💬 0

Letzte Woche hat uns der liebe Timo vom Instagramprofil @_happy.dad_ ein Live Interview auf unserem Instagramprofil (https://www.instagram.com/kokadi/) mit Euren Fragen zum Thema „Tragepapas“ gegeben. FĂŒr alle, die nicht dabei sein konnten, haben wir die beliebtesten und spannendsten Fragen noch einmal in ein kleines Interview gepackt. Viel Spaß beim Lesen!

 

Lieber Timo, vielen Dank dass Du Dir die Zeit nimmst, uns ein bisschen aus Deinem Alltag zu berichten! 

- Möchtest Du Dich und Deine Familie kurz vorstellen? 

Gern! Mein Name ist Timo, ich bin 32 Jahre alt und seit November 2017 ganz stolzer Papa von Joris. Wir sind seit September 2017 verheiratet und sind somit den ganz spießig klassischen Weg gegangen. Naja halb. Das Haus mit der Kieselsteinauffahrt fehlt noch ;). Ich bin gebĂŒrtiger Hamburger, meine Frau kommt aus Dinslaken und wir haben uns ganz klischeehaft auf der Arbeit im BĂŒro kennen und lieben gelernt. Mittlerweile wohnen im wir im schönen Neuss im GrĂŒnen direkt am Waldrand – ein Traum zum Großwerden fĂŒr den Kleinen. Sofern er das spĂ€ter genau so sieht.

 

- In den vergangenen Jahren ist das Tragen von Babys immer populÀrer geworden. Wie seid ihr denn zum Tragen gekommen? Stand bereits in der Schwangerschaft fest, dass das etwas ist, was ihr ausprobieren wollt?

Die Familie meiner Frau hat sich schon frĂŒher mit alternativen Erziehungsmethoden (dem heutigen Attachement Parenting), alternativen ErnĂ€hrungsformen und eben auch dem Tragen beschĂ€ftigt. So wurde auch sie im Babyalter schon im Tragetuch durch den Tag getragen, beruhigt und beschĂŒtzt. Somit war von Beginn an klar, dass auch wir das Tragen in jedem Fall fĂŒr uns etablieren möchten.

Ich persönlich habe mit Beginn der Schwangerschaft dann angefangen darĂŒber zu lesen. Das Thema Bindung und auch das GefĂŒhl von Geborgenheit und NĂ€he fĂŒr das getragene Baby waren fĂŒr mich so einleuchtend und schön, dass ich sofort ĂŒberzeugt war, dass das Tragen fĂŒr jedes Kind das absolut Schönste sein muss.

 

- Wie wĂŒrdest Du sagen, bereichert das Tragen euren Alltag? Worin liegen Deiner Meinung nach die Vor- und auch Nachteile?

Die Bereicherung im Alltag ist – wenn sich das Tragen eingespielt hat – enorm. Besonders schön finde ich, dass es eben fĂŒr alle spĂŒrbar ist. Als Papa habe ich das GefĂŒhl mein Kind so nah wie sonst nie bei mir zu haben und das löst ein wirklich nicht beschreibbares GefĂŒhl von Liebe und Geborgenheit aus – so kitschig das fĂŒr MĂ€nnerohren auch manchmal klingen mag. Dieses GefĂŒhl ĂŒbertrĂ€gt sich natĂŒrlich auch auf das getragene Kind und lĂ€sst es sich einfach rundum wohl und geborgen fĂŒhlen.

Und um es (grade fĂŒr uns MĂ€nner) mal pragmatisch zu gestalten, gibt es jetzt noch eine Liste:

Vorteile:

‱ Das Baby schlĂ€ft unvergleichlich schnell und gut ein

‱ Das Baby lĂ€sst sich bei SchreianfĂ€llen durch das Tragen meist unmittelbar beruhigen

‱ In einer guten Trage hat man ein wunderschönes NĂ€he-GefĂŒhl, was als Papa oft entweder nicht so leicht zu finden ist, oder durch weniger Zeit mit dem Nachwuchs eine viel höhere Bedeutung hat

‱ Man(n) hat das GefĂŒhl das Baby viel besser beschĂŒtzen zu können als im Kinderwagen

‱ Zu guter Letzt: Draußen das Baby tragen macht einfach stolz und sieht mit einer schicken Trage auch noch verdammt stylisch aus!

 

Nachteile:

‱ Wie jetzt?

 

- Als Tragepapa bist Du in der Community ja leider oft noch in der Minderheit. Hast Du das GefĂŒhl, besonders herauszustechen? 

Dass wir als MĂ€nner und Papas noch in der Minderheit sind, halte ich fĂŒr ganz normal. Klar, ich wĂŒnschte mir auch es wĂ€re nicht so, doch das muss wie alles andere auch wachsen. Die Vaterrolle hat in den letzten Jahrzehnten die grĂ¶ĂŸte VerĂ€nderung der Geschichte erfahren. Noch vor 20 Jahren waren Elternzeit fĂŒr den Vater und TragetĂŒcher an MĂ€nnerkörpern fast undenkbar. Heute bekommt man manchmal das GefĂŒhl, Papas möchten am liebsten die besseren Mamas sein.

 

Das ist natĂŒrlich ĂŒberspitzt formuliert. Und gleichzeitig finde ich diese Entwicklung einfach nur toll – vor allem fĂŒr das Kind. Und darum geht es doch oder? Insofern steche ich hier allein schon deswegen gern etwas heraus. Um so oft und so laut wie möglich zu zeigen: Tragen ist keine „Frauensache“! Tragen ist ĂŒberhaupt keine geschlechterabhĂ€ngige Sache. Sondern im Fokus steht euer Kind – und alles was eurem Kind und der Bindung gut tut sollte man(n) auch in ErwĂ€gung ziehen.

 

- Bist du bereits Vorurteilen dem Tragen gegenĂŒber begegnet, insbesondere als Tragepapa?

Oh ja. Und das nicht zu knapp. Meistens kommt die Kritik „durch die Blume“. Ein komischer Blick gepaart mit einem „fĂŒr mich wĂ€re das nichts“ sagt ja auch schon einiges aus. Im Geburtsvorbereitungskurs in dem ich war gab es auch eine „MĂ€nnerrunde“. Dort wurde mir recht deutlich bewusst dass Themen wie Tragen in den meisten MĂ€nnerköpfen noch als kleines Tabu herumschwirrt. Ich glaube dass MĂ€nner einfach generell eher pragmatische, handfeste und vor allem altbewĂ€hrte Dinge bevorzugen. Ein Kind = Kinderwagen. „War schon immer so, mach ich auch so.“  Zack. Kinderwagen gekauft. 

 

Neue Dinge und Wege ausprobieren lohnt sich so sehr! Aber wenn man es tut muss man eben auch mit ein wenig Gegenwind rechnen – das ist doch bei allem so.

 

- Was wĂŒrdest Du anderen Papas mit auf den Weg geben, die sich nicht trauen, das Tragen mal auszuprobieren? 

Nur zwei wirklich entscheidende Dinge:

  1. Offenheit fĂŒr alle Themen in Bezug auf eure Kinder. Kein Theme ist zu weiblich, keines zu mĂ€nnlich. Mit der Geburt eures Kindes ist sowieso alles neu. Habt also auhc fĂŒr alle Themen die euch komisch vorkommen erstmal ein offenes Ohr und probiert alles aus. Wenn es euer Kind glĂŒcklihc macht ist das Ziel erreicht. Die eigenen Belange mĂŒssen wir MĂ€nner dann vielleicht auhc mal zurĂŒckstellen.

 

  2. Eine gute Trageberatung buchen. Mir hat das unendlich gut geholfen. Googelt einfach nach „Trageberatung + Stadt in der ihr wohnt“ und fragt dort nach ob die Beraterin oder der Berater Kokadi Tragen am Start hat (ist in den meisten FĂ€llen so). Dann einfach mal ganz offen mit dem eigenen Baby ausprobieren und ĂŒberraschen lassen. Danach kann man dann immer noch eine Entscheidung fĂŒr oder gegen das Tragen fĂ€llen. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass auch der letzte Papa vom Tragen ĂŒberzeugt ist, wenn er die weiche Stirn und die zarten geschlossenen Augen seines schlafenden Kindes 5 cm unter seinem Gesicht hat.

 

Vielen Dank fĂŒr Deine ausfĂŒhrlichen Antworten und den kleinen Einblick in Deine Tragepapa-Welt, lieber Timo! 

 

Wir wollen wissen, wie es bei Euch aussieht! TrÀgt der Papa ebenso leidenschaftlich gern, wie der Timo? Wir freuen uns auf Eure Kommentare!

 

 

 

 

2010 - 2025 © KOKADI GmbH & Co. KG CookiesDatenschutzImpressum